»Hollerküacherl«
Eine bayerische Delikatesse
von Georg Maier
Einmal mehr eindrucksvoll den Ruf für echtes und bestes Volkstheater unterstrichen hat am Freitagabend auf Burg Neuhaus vor ausverkauftem Haus die Münchner Iberl-Bühne mit dem Stück „Hollerküacherl“, einer Posse aus den 1920er Jahren.
Die biblische Geschichte von der reuigen Sündern Magdalena spielt sich in der Version von Georg Maier, dem Autor des Stücks, in einer Pfarrhausküche ab. Allerdings sind hier die Protagonisten samt Dorfpfarrer selbst allesamt kleine - und größere - Sünder mit irdischen Gelüsten und dies nicht nur auf die bayerische Delikatesse Hollerküacherl. Die pfiffig-hintersinnige Pfarrhauskomödie zeigt sich bis ins Letzte durchdacht.
Am Pfarrhof führt Felicitas, die Köchin (Raphaela Maier), das Regiment. Der Dorfpfarrer (Erwin Brantl) hat es schwer, neben diesem kratzbürstigen „richtigen Zölibatsverstärker“ zu bestehen. Und wenn ein neuer Herr Pfarrer in eine Gemeinde kommt und dieser die Köchin von seinem Vorgänger übernehmen muss, gibt es zweifelsohne weitere Spannungen. Noch dazu ist nämlich Felicitas gleichzeitig selbsternannte oberste Sittenwächterin im Dorf und will gar verhindern, dass der Herr Pfarrer über die ehemalige Sünderin Maria Magdalena predigt. Nun schleppt der Mesner Zacherl, das Faktotum am Pfarrhof (Georg Maier), ausgerechnet eine solche moderne Maria Magdalena (Desirée Siyum) ins Haus. Dass der Pfarrer sie am Pfarrhof aufnimmt, ist für die sittenstrenge Felicitas eine Provokation. Zu allem Überfluss nistet sich noch der zwielichtige Privatdetektiv Schleicher (Hansi Kraus) ein.
Die „Sogenannte“ aus der Stadt, die nicht ohne Hintergedanken den Bezug zum Herrgott sucht, bringt noch mehr Verwirrung in den Pfarrhof. Nur ein Wunder kann jetzt verhindern, dass es in der Sonntagsmesse zu einem Eklat mit den aufgehetzten Dorffrauen kommt. Und ausgerechnet jetzt wünscht der Herr Hochwürden, weil’s grad kalendermäßig passt, seine geliebten Hollerküacherl mit viel Staubzucker drauf. Schließlich sorgen der Herr Pfarrer und Zacherl für ein echt hausgemachtes Wunder – und am nächsten Morgen wachsen die Hollerküacherl am Holunderbuschen. Pfarrhaushälterin Felicitas durchschaut das „o’drahte Lumpenstückl“ der beiden, wird aber am Ende selbst als ehemalige Sünderin entlarvt. Und im Besitz einer „christlichen Rückversicherung“ ist der Kompetenzstreit zwischen Seelsorger und Haushälterin endgültig zugunsten des Dorfpfarrers entschieden.
Wie praktisch alle Stücke von Georg Maier wird auch diese Posse von seiner besonderen Sprache geprägt, von doppelten Verneinungen, von Wiederholungen, von alten bayerischen Ausdrücken. Dazu kommen Situationskomik und das Spiel mit den Zuschauern. So schreitet der Mesner mit dem Klingelbeutel durch die Stuhlreihen des amüsierten Publikums. Auch bei diesem Stück ist es Georg Maier gelungen, ein Bayrisch wie es blumiger und treffender kaum sein könnte, mit tollen Charakterdarstellern zu verbinden.