Kultursommer 2021

Veranstaltungen des "abgespeckten" Kultursommers auf der Burg in Neuhaus

Mit zwei weiteren wunderbaren Veranstaltungen hat am vergangenen Wochenende der abgespeckte Kultursommer der Laienbühne Schorndorf auf Burg Neuhaus aufgewartet. Am Freitag gastierte die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier, am Sonntag die Oktoberfestkapelle von Mathias Achatz.

Als einen „Spaziergang“ bezeichnete Eva Karl Faltermeier ihre Anreise, lebt die Oberpfälzerin doch unweit in Bernhardswald. „A Gspür für’s Gschäft“ bzw. an „guads Handal“ für ihre Haupterwerbstätigkeit als Kabarettistin hat sie leider nicht bewiesen, machte sie sich doch zum 1. April 2020 selbstständig, also just zum ersten Lockdown im vergangenen Jahr. Dabei ist es Eva Karl Faltermeier „eh scho schlecht ganga“, worauf auch schon der Titel ihres aktuellen Bühnenprogramms „Es Geht Dahi“ schließen lässt. Mit Schuld daran ist ihre Kindheit in der Südoberpfalz – Heimat des Nebels. Gott sei Dank hat aber Eva Karl Faltermeier ihr Angststörungen überwinden können und sie ist „erleuchtet worden“, auch mit Hilfe ihrer fiktiven Psychotherapeutin Frau Jannike. Dass dies gelungen ist, verwunderte Eva Karl Faltermeier selbst, denn während sie bei den Sitzungen „gred und gred hot“, war die einzige Gegenkommunikation ihrer Psychologin: „Und was fühlen sie jetzt?“.

Dennoch ließ Eva Karl Faltermeier anschließend die Zuhörer auf Burg Neuhaus teilhaben und sprach anschließend Klartext über das Land des „Ou“, in dem schon ihre Mutter statt der Suche nach Ostereiern immer „Stoana glaubt hot“. Einen tiefen Einblick gab es auch in die „Rush Hour des Lebens“, in der sich 30- bis 50jährige und damit auch sie selbst mit Familiengründung, Hausbau und Urlaub befinden: „Do steckst dann drin im Stau“. Auch an der wichtigen Lebensstation in der Pubertät lässt Eva Karl Faltermeier die Zuhörer hineinfühlen. Auf dem Gäubodenfest, natürlich im Dirndl gekleidet, hat sie doch glatt einer gefragt: „Hee, wo host denn dein Busn lassen“. Doch schlagfertig war sie schon damals: „Der is dahoam, weil er di ned treffa wollt“. Ihre Heimat im Tal der Schwarzen Laber ist aber nicht nur darin geprägt, dass nie die Sonne scheint, sondern auch jeder CSU wählt. Und Ratzen gibt es da auch nicht gerade wenige, „des waarn so viele, die ham beim Feierwehrfest einen eigenen Taberlbuam braucht“.

Ein Vorteil in Neuhaus: Ihren Oberpfälzer-Dialekt verstehen da alle. Dennoch galt es dann gut hinzuhören, als Eva Karl Faltermeier dem „Ou“ in Gedichts- und Liedform entsprechend Gehör verschaffte. Ganz wunderbar brachte die Kabarettistin, Poetry-Slamerin und Journalistin auch die Belastungen ihres Daseins als berufstätige Mutter mit zwei Kindern und Ehemann auf den Punkt. Ihre Geschichten bewegen sich irgendwo zwischen dem Grenzbereich der Fantasie und rauer Unverfälschtheit. Ihrer Fiktion Glauben zu schenken, fällt nicht schwer, ihre Episoden aus dem Alltag erscheinen zu hart um wahr zu sein. Die eigene zwiderne Natur kann Eva Karl Faltermeier nicht wirklich verbergen und die Mistigkeiten der Welt machen sie handlungsunfähig. Die Zuhörer in Neuhaus erfahren an diesem Abend auch, warum die Kabarettistin beim Wort Krebsvorsorge „scho aan Leberkas riecht“, sie beim Volontariat in Straubing die Probezeit nicht geschafft hat, die Zeugen Jehovas bei ihr am Elternhaus einmal und nie wieder klingelten, sie so gern am Stammtisch Watten kartelt oder sie zu ihrer Freundin Steffi eine so besondere Beziehung hat.

„Und was fühlen Sie jetzt?“. Das Publikum auf Burg Neuhaus jedenfalls hat sich dank Eva Karl Faltermeier an diesem Abend ganz wunderbar gefühlt, genoss den Kabarett-Abend, das herrliche Ambiente auf dem „grünen Hügel“ und die hervorragende Bewirtung und Gastgeberrolle durch die Laienbühne Schorndorf mit dem 1. Vorsitzenden Säp Kiesl an der Spitze.



Kapelle Mathias Achatz begeistert

Mit wunderbarer Blasmusik von der Münchner Wiesn erfreute am Sonntag die Kapelle Mathias Achatz auf dem Burgareal die Besucher. „O´zapft is!“ Ein Prosit der Gemütlichkeit, tagsüber traditionelle Blasmusik und am Abend das Zelt rocken. So sieht der Alltag der Musiker um Mathias Achatz auf dem weltgrößten Oktoberfest normalerweise aus. Normalerweise! Wäre da nicht die Corona-Pandemie dazwischen gekommen. Damit in diesen bewegten Zeiten das Publikum, die Musikliebhaber, Musiker und natürlich auch der Kapellmeister nicht gänzlich auf das weltberühmte Wiesn-Flair verzichten müssen, holte die Laienbühne Schorndorf die Haus-Kapelle der Ochsenbraterei für ein Konzert nach Neuhaus. Der studierte Trompeter Mathias Achatz aus Pemfling schneiderte für den fast dreistündigen Auftritt die Haute Couture aus dem mehrere 100 Stücke umfassenden Blasmusikprogramm zusammen - mit Herz, Leidenschaft und stilistischer Präzision. Eine Zugabe durfte nicht fehlen, wozu am Ende auch noch Humorist „Bäff“ Josef Piendl auf die Bühne kam.


Apropos „Bäff“: Er gastiert ebenfalls auf Burg Neuhaus. 

Auch „Bäff“ Josef Piendl war es bei seinem Auftritt auf Burg Neuhaus sichtlich anzumerken, wie sehr er nach der kulturellen Corona-Zwangspause auf der Bühne wieder vor Tatendrang sprüht und aufgeht. Und dann noch als „Heimspiel“ in seinem Heimatlandkreis und bei der Laienbühne Schorndorf, deren Ehrenmitglied er ist.

Vor ausverkauftem Haus auf Burg Neuhaus stand das Bäff-Gastspiel von Anfang an im Zeichen bester Stimmung. Das Abendprogramm stand unter dem Motto „Bäff – Heit gfreit’s mi“, gleichlautend mit dem Titel seiner neuen CD. Josef Piendl, der bereits in der 4. Schulklasse seinen Spitznamen „Bäff“ verpasst bekam, und die Buchstaben selbst als „Beautiful, änzückend, friedlich und fromm“ interpretiert, hat natürlich einige bekanntere Lieder aus seinem Repertoire gesungen wie zum Beispiel „Mou net sa!“, „Wos ist denn des?“, „I hab ins Handy gschaut“ oder „Nimmst as Zruck!“. Aber auch über sehr viele neue Lieder durfte sich das Publikum freuen, etwa „Immer i!“, „Heit gfreits mi!“ bzw. „Oh mei, bist Du greißlich worn!“. Trotz allem Spaß und aller Freude ist es Josef Piendl aber immer wichtig, bei seinen Auftritten zwischendurch auch einmal nachdenklich und tiefgründig zu werden. „Mit im Glück net Jubeln“, „I bin a Dorfkind“ oder „Da laß i mein Freund net im Stich!“ ist dies hervorragend gelungen. Und dann gab es für den Gastgeber Laienbühne Schorndorf und die Zuhörer sogar zwei Prämieren: Die Lieder „D'Erfahrung is no net so do!“ und „Au weh Zwick hob i a Glück!“ wurden vom „Bäffi-Boy“ zum ersten Mal überhaupt vor Publikum gesungen – und kamen bestens an! Natürlich durften a paar Gstanzl nicht fehlen und zur Abrundung gabs auch drei Halbplaybacklieder: „Urzen vo Grou“, „Lederhosnsong“ und auf besonderen Wunsch "Rio de Janeiro!“ Dazwischen gestreut wurden von Josef Piendl immer wieder humorvolle Gschichten aus dem Leben, Witzgedichten und Witzen, einfach die ganze Bandbreite des Bayerischen Humors.

Laienbühne-Vorstand Säp Kiesl holte zum Abschluss auch „Bäff’s Verlag“ auf die Bühne, besser bekannt als Ehefrau Vroni. Sie interpretiert den Spitznamen „Bäff“ nicht mit „Beautiful, änzückend, friedlich und fromm“, sondern „Blöd, ätsch, frech und faul“. Wie es auch sei, Josef Piendl hat den Gästen auf Burg Neuhaus einen wunderbaren Abend beschert. „Wir sehen dich mit Vroni immer wieder gerne in unserem Kreis“, so Säp Kiesl an die Adresse des Ehrenmitglieds, der im Jahr 2014 an gleicher Stelle mit dem „Kulturpreis Schauer“ ausgezeichnet worden ist. Denn auch für den Humoristen, Gstanzlsänger und Liedermacher aus Trasching stehen die Attribute des Schauers wie Kultur, die „lachen“ macht, Kultur, die "kritisch" macht, Kultur, die "Weitblick" macht, Kultur die "Werte" macht und Kultur, die "Miteinander" macht, in ganz besonderem Maße!



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